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Neuer BAfF Versorgungsbericht erschienen
Psychosoziale Zentren versorgten im Jahr 2023 mehr als 29.000 Geflüchtete
Die BAfF e.V., Dachorganisation der 51 deutschen Psychosozialen Zentren für traumatisierte Geflüchtete (PSZ), hat ihren diesjährigen Versorgungsbericht veröffentlicht. Obwohl mehr Klient:innen denn je in den PSZ Hilfe fanden, kann der Gesamtbedarf nicht annähernd gedeckt werden. Traumatisierte Geflüchtete und Folterüberlebende bleiben in der Gesundheitsversorgung benachteiligt – auch, weil es den PSZ an Ressourcen fehlt.
Entgegen internationalen und europarechtlichen Verpflichtungen weist die gesundheitliche Versorgung geflüchteter Menschen in Deutschland große Lücken auf. Das macht der aktuelle Versorgungsbericht der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.) deutlich. Er ist damit ein interessantes Dokument für alle, die ein Interesse an einer menschenwürdigen Gesundheitsversorgung haben.
Über 29.000 traumatisierte Geflüchtete und Folterüberlebende konnten bundesweit im Jahr 2023 in Psychosozialen Zentren (PSZ) versorgt werden. Das sind so viele wie noch nie. Bei geschätzten 950.000 geflüchteten Menschen mit Traumafolgestörung in Deutschland bedeutet das dennoch, dass über 96% außen vor bleiben.
Deutlich längere Wartezeiten im Vergleich zur Regelversorgung
Wegen der hohen Nachfrage und fehlender Ressourcen musste fast jedes Dritte PSZ im Jahr 2023 zeitweise Aufnahmestopps einführen. Auch konnten im Vergleich zum Vorjahr fast ein Drittel (27,2%) weniger Klient:innen an andere Einrichtungen, wie zum Beispiel niedergelassene Psychotherapeut:innen, vermittelt werden.
Das Resultat: Klient:innen der PSZ warteten vom Erstkontakt bis zum Therapiebeginn im Schnitt fast zwei Monate länger als Menschen in der Regelversorgung. Vielen bleibt die notwendige Behandlung ganz verwehrt, wodurch sie langfristig von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden. Diese Benachteiligung steht im Widerspruch zu den Verpflichtungen, die sich für Deutschland beispielweise aus der Unterzeichnung der UN-Antifolterkonvention ergeben.
Besonderer Fokus: Grenzgewalt und ihre Auswirkungen auf Versorgungsprozesse
Ein besonderer Fokus des Versorgungsberichts liegt in diesem Jahr auch auf der zunehmenden Gewalt an den Grenzen. In mehreren Expert:inneninterviews blickt der Bericht auf die tausendfachen, brutalen Pushbacks an der Polnisch-Belarussischen EU-Außengrenze. Um Betroffene in Deutschland zu angemessen zu versorgen, braucht es zusätzliche Räume, in denen sie über die Gewalterfahrungen sprechen können und medizinisch-psychologische Hilfe erhalten.
Den ausführlichen Versorgungsbericht finden Sie hier als DOWNLOAD.