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Vortrag: Das Trauma überleben – Zur Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne
Ort: Refugio Stuttgart e.V., Waiblinger Str. 12, 70372 Stuttgart
Mirsada Simchen-Kahrimanovic war 13 Jahre alt, als sie 1992 in Bosnien schwere Gewalttaten und Misshandlungen im Konzentrationslager erlebte und ihr Vater ermordet wurde. In ihrem bewegenden Buch berichtet sie davon, was sie damals in Bosnien und nach der Flucht in Deutschland erlebt hat und wie sie heute mit dem Trauma lebt.
Prof. Svenja Goltermann widmet sich in ihrem historisch angelegten Vortrag der Frage, wie das Konzept des psychischen Traumas im ausgehenden 20. Jahrhundert die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt beeinflusst hat. Welche Fragen ergeben sich daraus an Opferzuschreibungen im Kontext Flucht und welche Konsequenzen hat das für die engagierte Zivilgesellschaft?
Svenja Goltermann ist Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Das auf ihrer Habilitationsschrift basierende Buch „Die Gesellschaft der Überlebenden. Deutsche Kriegsheimkehrer und ihre Gewalterfahrung im Zweiten Weltkrieg“ erschien 2009 und wurde vielfach ausgezeichnet. Im Jahr 2017 erschien das Buch „Opfer. Die Wahrnehmung von Krieg und Gewalt in der Moderne“, auf dem dieser Vortrag weitgehend beruht.
Unter dem Titel „Trauma und Moral“ beleuchtet Svenja Goltermann in ihrem Buch die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart. Dabei geht sie auf die (auch für Refugio Stuttgart so bedeutenden) Entwicklungen im Verständnis des Konzepts des psychischen Traumas und dessen Effekte ein. Diese „berühren unsere Vorstellung davon, welche Belastungen Menschen zu ertragen in der Lage sind, und sie haben unsere Vorstellungen davon verändert, was Gewalt überhaupt bedeutet und einschließt“. Unser Verständnis von Trauma hat insofern Einfluss darauf, wer als Opfer oder Überlebender von Gewalt in den Blick gerät und wessen Leidenserfahrungen wir Gehör schenken.